> Protoplasten, zellwandlose Pflanzenzelle <

Startseite
» Fragen? Antworten!
Unterrichtsmaterial
Laborbilder
Publikationen
Links
Über diese Webseite
Feedback
Suchen
 
> Fragen? Antworten! <


Stellt die Verbreitung der Pollen von GVO-Pflanzen eine Bedrohung für die Landwirtschaftsbetriebe dar?
Die Frage, ob die Verbreitung der Pollen von GVO-Pflanzen eine Bedrohung für die Landwirtschaft oder für die menschliche Sicherheit darstellt, lässt sich nicht allgemein beantworten, sondern hängt von der Nutzpflanze, den eingeführten Genen und dem Freisetzungsort ab und ist individuell zu prüfen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Bestäubungsart der Pflanze. Die Wahrscheinlichkeit, dass genetische Information von einer Pflanze auf eine andere fliessen kann, hängt stark davon ab, ob die Pflanze wie Tomaten, Soja und die meisten Getreidearten selbstbefruchtend, oder wie Mais und Raps fremdbefruchtend ist. Ausserdem wird die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Pollen zwischen zwei Pflanzen entscheidend davon beeinflusst, wie lange der Blütenstaub lebensfähig ist und wie weit die Pflanzen voneinander entfernt sind. Je nach Pflanzenart überlebt Pollen unterschiedlich weite Strecken [Ellstrand, 1999].Die Befruchtung von Nicht-GVO-Pflanzen mit Pollen von GVO-Pflanzen findet sicherlich statt, wenn auch vorwiegend bei Fremdbefruchtern. Tatsächlich deutet inzwischen vieles darauf hin, dass dies bei jenem Raps geschehen ist, bei dem drei verschiedene Herbizidresistenzen festgestellt wurden [Hall, 2000]. Auch beim "StarLink"-Mais wird angenommen, dass eine Übertragung von Pollen auf andere Maissorten benachbarter Felder stattgefunden hat.Die Pollenverbreitung kann für gewisse Landwirtschaftsbetriebe aus verschiedenen Gründen problematisch sein. Dies gilt nicht nur für biologische Landwirtschaftsbetriebe in der Nähe von Feldern mit GVO-Pflanzen, sondern auch für Betriebe, die GVO-Nutzpflanzen anbauen und für allfällige Kontaminationen finanziell haften. Die Kontamination biologischer Sorten mit Genen von GVO-Sorten stellt insbesondere auf Grund der Bestimmungen zur biologischen Landwirtschaft (Schweiz, USA, Europa) ein Problem dar. Diese Bestimmungen sollen den Konsumenten garantieren, dass biologische Lebensmittel GVO-frei sind. Die Übertragung genetischer Informationen von GVO-Sorten auf biologische Nutzpflanzen und die nachfolgende Verwendung dieser Pflanzen für Lebensmittel oder Saatgut führt aber zur Kontamination der biologischen Produkte mit GVO-Material und damit zu Ausfällen bei den biologischen Landwirtschaftsbetrieben. Diese Situation erinnert an die frühere Problematik des Herbizid- und Pestizid-Eintrags in biologische Kulturen durch Pflanzenschutzmassnahmen benachbarter konventioneller Landwirtschaftsbetriebe. In der Folge wurden Grenzwerte für Pestizidrückstände und Mindestdistanzen zwischen den Feldern festgelegt. Ein ähnlicher Ansatz wird in Zukunft auch für das Problem der genetischen Kontamination zu verfolgen sein.Das Risiko der Auskreuzung von GVO-Sorten auf Sorten ohne gentechnische Veränderungen innerhalb eines Landwirtschaftsbetriebs ist dagegen gering, da bei den meisten kommerziell angebauten Nutzpflanzen kein Saatgut für den weiteren Anbau gewonnen wird. Bei einem Fruchtwechsel stellen herbizidtolerante Nutzpflanzen, die aus der vorangehenden Kultur stammen, zwar ein potenzielles Problem dar. Diesem Problem kann man mit entsprechenden Anbaumethoden aber beikommen.Für US-Farmer, die ihre Produkte nach Europa exportieren, ergibt sich ein weiteres Problem: Gewisse GVO-Nutzpflanzen, die in den USA bereits angebaut werden, sind in europäischen Staaten noch nicht zugelassen. Eine Kontamination der Produkte mit genetischem Material entsprechender GVO-Sorten schliesst daher den Export in diese Länder aus (Link). Es ist hingegen nicht zu erwarten, dass vereinzelte zufällige Kreuzbestäubungen ernsthafte Probleme verursachen, da diese mit grosser Wahrscheinlichkeit nur zu Kontaminationen führen, die nicht nachweisbar sind. Wenn zwei Felder mit fremdbefruchtenden Nutzpflanzen unmittelbar nebeneinander liegen und die beiden Sorten ungefähr zur selben Zeit blühen, könnte der Austausch genetischer Informationen allerdings ein problematisches Ausmass annehmen. Erhebliche Schwierigkeiten ergeben sich für grossflächig angebaute Nutzpflanzen dagegen bei Ernte, Transport und Verarbeitung, da die Sorten sauber getrennt werden müssen. Ein Beispiel einer solchen Kontamination war der Vorfall, bei dem der nur für den Tierfutterbereich zugelassenen "StarLink"-Mais in Lebensmitteln nachgewiesen worden war.Neben den oben ausgeführten Problemen sind aber auch negative Auswirkungen auf die Umwelt möglich. Diese hängen von zwei Faktoren ab: Erstens muss die Wahrscheinlichkeit einer Auskreuzung bedacht werden. Entscheidend ist dabei, ob im Gebiet der angebauten GVO-Nutzpflanze wildlebende Verwandte dieser Pflanze wachsen. In den USA gibt es zwar - mit Ausnahme von Kürbis und in einigen Gebieten Baumwolle (Link) - nur wenige wilde Verwandte von angebauten GVO-Pflanzen. Einige dieser Pflanzen haben aber nahe verwandte Arten, die als "Unkraut" betrachtet werden [Ellstrand, 1999]. Zu diesen "Unkräutern" gehören wilder Reis, Flughafer und einige Raps-Wildformen. In der Schweiz gibt es von Raps, Luzerne und Zuckerrübe wildwachsende Verwandte. Dabei spielen aber wiederum auch Eigenheiten der Pflanzen eine wichtige Rolle. So blüht beispielsweise die Zuckerrübe nur jedes zweite Jahr und wird im ersten Jahr, also vor der Blüte, geerntet, so dass die Übertragung von Pollen auf wildwachsende Verwandte nahezu ausgeschlossen werden kann.Zu berücksichtigen ist zweitens die durch Gentechnik eingeführte genetische Information selbst, die auf wildlebende Pflanzen übertragen werden könnte. Die unbeabsichtigte Übertragung eines in Reis eingeführten Gens auf wilden Reis hätte schwerwiegendere Folgen, wenn dieses Gen für eine Herbizidtoleranz zuständig wäre, als wenn es nur den Lysin-Gehalt der Pflanze erhöhen würde. Im Falle der Herbizidtoleranz wäre mit Problemen bei der Unkrautbekämpfung zu rechnen. Unangenehmen wäre diese Situation aber auch für das Unternehmen, das die GVO-Sorte entwickelt hat, da die neue Sorte ihren Nutzen einbüsst, wenn auch das Unkraut herbizidtolerante Eigenschaften annimmt. Probleme dieser Art können aber durch ein sorgfältiges Anbau-Management vermieden werden.
Zurück

Interviews mit Forschern
Erfahren Sie mehr über einzelne Forschungsprojekte und die Leute, die dahinterstehen.

Gentechnik im Klassenzimmer
Aufgaben zum Thema Gentechnik, die in den Schulunterricht integriert werden können.

Genomik und Proteomik
Wie man heute die Gene und Proteine eines Organismus untersucht.

Forschungseinblicke
Verfolgen Sie die Arbeit an aktuellen Projekten, z.B. am Weizen, Fadenwurm oder in der Krebsforschung.
!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!